Konzessionen
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Vor 1 1/2 Jahren habe ich über zwei archaische Gesellschaften im Nahen Osten geschrieben,
die es bis in unsere Zeit nicht geschafft haben, ihre urtümlichen
Gebräuche zu verträglicheren Umgangsformen zu entwickeln. Leider hat
sich die Lage seitdem nicht gebessert, sondern nur noch weiter
verschlimmert. Inzwischen sind mehr als 50.000 tot. Werden sie
weitermachen, wie es in ihren alten Schriften steht? Da gingen einst
aus weit geringerer Ursach die Einen her und metzelten alle erwachsenen
Männer der Anderen hin (1 Mose / 34). |
Fast
könnte man meinen, man sei im falschen Film, im falschen Jahrtausend.
Aber wir leben im 21. Jahrhundert,
221 Jahre nach Immanuel Kant. Wir dürfen ein Mindestmaß an
zivilisiertem Verhalten einfordern von allen Beteiligten, so sie Wert
darauf legen, von uns als Mitmenschen betrachtet zu werden. Blutbäder
wie einst im Lande Kanaan haben schon lange als friedensstiftende
Maßnahmen ausgedient. Falls es sich noch nicht bis zu den Beteiligten
durchgesprochen haben sollte: wir ziehen Übeltäter aufgrund von Gestzen
zur Verantwortung.
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Was
bliebe also zu tun? Auch wenn es die Beteiligten nicht hören wollen: es
müssen die Fakten auf den Tisch. Beide Seiten müssen die Wurzeln des
Konflikts aus jeweils dem eigenen Blickwinkel benennen. Und dann muss
unter Einbeziehung erfahrener Beraterinnen und Berater (ohne
persönliche Agenda) nach Maßnahmen zur schrittweisen Entspannung der
Situation gesucht werden.
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In
Anbetracht merkwürdiger Ratschläge Außenstehender ('Riviera'...) wage
ich es kaum, selbst über Möglichkeiten zu spekulieren (auch wenn
immerhin meine Frau Jüdin ist). Auch hier hätte ich eine Schwäche für
das Paradoxe. Seit vielen Jahren
gibt es im Westjordanland einen Wildwuchs an illegalen jüdischen
Siedlungen. Man sollte die Bewohner enteignen und den Wohnraum jenen
zur Verfügung stellen, deren Behausungen jetzt im Gazastreifen zerstört
wurden.
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Wie
das gehen soll? Indem man eine Mitschuld der radikalen Siedler an der
Eskalation der Spannungen konstatiert. Zu Lösungen wird man nur kommen,
wenn beide Seiten zu Konzessionen bereit sind. Vielleicht entdeckt man
ja auf diese Weise sogar noch einen Weg, der in letzter Zeit keine
Beachtung mehr
gefunden hat. 'From the river to the sea' könnten problemlos beide in
Anspruch nehmen, wenn sie es schaffen, sich gemeinsam in einem
Staatswesen einzurichten, auf Basis von Recht und Gesetz (und nicht von
Faustrecht und Rache).
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Dass
Juden und Moslems gut zusammenleben können sieht man an Haifa, wo meine
Frau zur Welt gekommen ist. Die Eltern Ihres Vaters stammten aus
Polen, die ihrer Mutter aus dem Irak (beides jüdische Familien). Was
für eine schöne Mischung.
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3/25 < MB 5/25 > 7/25
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