Wir leben in friedlichen Zeiten. Die meisten von uns mußten nie am eigenen
Leib erfahren, was es heißt, unterdrückt und der Freiheit beraubt zu werden und
um sein gutes Recht kämpfen zu müssen. Die schlimmen Zeiten geraten mehr und
mehr in Vergessenheit. Damals hieß es: "Unsere Kinder sollen es einmal besser
haben als wir". Und sie haben es "besser", heute. Viel besser sogar. |
So gut, daß sie gar nicht mehr wissen, wie anders es war zu früheren
Zeiten. Worauf die Älteren stolz sind, ist selbstverständlich für sie.
Mitbestimmung? (Gäähhhn....) Seine Interessen vertreten? (Wozu? Es gibt genug,
die das für uns tun und denen das Spaß macht.) Deutlich sichtbar ist für die
Jungen nur ein Überangebot an Zeitvertreib. Die Welt funktioniert automatisch
und muß nicht gestaltet werden. |
Wenn jemand wie ich, der 1968 fünfzehn war, begeistert Kataloge
Neurowissenschaftlicher Lehrveranstaltungen gestaltet, ein Neurokognitives
Masterprogramm entwirft, noch weitgehend unbekannte Testsubstanzen aus der
ganzen Welt zusammen schnorrt und an diversen Rezeptoren testet, ohne Projekte
und ohne Scharen von Studenten; dann tut er das mit einer Motivation, die damals
vor 40 Jahren allgegenwärtig war. |
Damals spielte das Radio die Lieder, die uns gefielen, vor allem WEIL sie uns
gefielen und aus keinem anderen Grund. Heute sind solche Lieder fast
verschwunden, man muß sie mit der Lupe suchen. Heute sitzen die Jungen
gelangweilt vor 50 Kanälen, und sie kennen das Herzblut nicht mehr an seinem
Glanze. |
Und sie schauen auch nur mehr beiläufig in meinen Vorlesungskatalog und haben
dazu - nichts zu sagen. |
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