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Gedenkmünze zum 50. Jahrestag des Österreichischen Staatsvertrags. Die Unterschriften stammen von (linke Seite) Wjatscheslaw Molotow, Iwan I. Iljitschow, Harold Macmillan, Sir Geoffrey Wallinger, und (rechte Seite) von John Foster Dulles, Llewellyn E. Thompson jr., Antoine Pinay, M. Roger Lalouette und Leopold Figl. |
Ich gehöre zu jenem schmalen Drittel, das 1994 gegen den Beitritt Österreichs zur EU gestimmt hat. |
In den frühen Sechzigern, noch unter dem frischen Eindruck des Staatsvertrages 1955, hat man mir in der Volksschule erklärt, was Österreich ist. Man hat mich gelehrt, drei pathetische Strophen einer Hymne zu singen, und an einem besonderen Feiertag stolz eine selbst gebastelte Fahne durch die Gassen zu tragen. Uns Taferlklasslern wurde überzeugend der hohe Wert der "immerwährenden Neutralität" vor Augen geführt. So waren wir von Anfang an gute Patrioten, und zwar nicht im Sinne eines Hurra-Patriotismus, sondern in einem abgeklärten, geläuterten Sinne. |
Leider waren wir kein geburtenstarker Jahrgang. Nur ein Drittel hatte etwas dagegen, die österreichische Souveränität stückchenweise über Bord zu werfen. Später hat es dann so manchem Leid getan, vor allem, als es der Schilling-Währung an den Kragen ging. |
Aber allzu lange habe ich mich nicht gegrämt. Anfang 2000 hatte die FPÖ nach vielen Jahren populistischer und fremdenfeindlicher Propaganda das beste Wahlergebnis ihrer Geschichte eingefahren und stand vor der Beteiligung an einer Koalitionsregierung. Dann aber geschah das für mich zunächst Unglaubliche: Unsere Partner in der von mir so wenig geliebten EU erhoben ihre Stimme. Zum ersten Mal wurde mir klar, daß diese EU mehr sein konnte als nur ein weiterer Schritt in Richtung Globalisierung hirnlosen Konsumverhaltens. |
Hier trat ein Regulativ in Erscheinung, das dafür sorgen konnte, daß die Bäume von Populisten, die es geschickt verstanden, auf der Klaviatur niedriger Masseninstinkte zu spielen, nicht in den Himmel wuchsen. Auf diese Weise konnte in Europa der Einfluß lokaler Provinzgrößen auf ihren Bereich beschränkt werden. Und heute beschuldigen genau dieselben Populisten jene, die sich damals über den mäßigenden Einfluß der EU gefreut haben, sie wären keine Patrioten? |
Wir sind Patrioten, aber eben nicht von ihrer Sorte. |