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Zum Teufel mit der "Weltwirtschaft" |
Immer wieder neigen Menschen dazu, eine bedrohliche Entwicklung für harmloser zu halten als sie sich dann bald herausstellt. Im "Dritten Reich" wurde das vielen zum Verhängnis. Als 89 die "Mauer" fiel, auf überraschend friedvolle Weise, dachte auch kaum jemand daran, dass jetzt ein alles verschlingender entfesselter Kapitalismus über die Welt hereinbrechen würde. |
Doch es kam genau so: alsbald brach ein entfesselter, alles verschlingender Kapitalismus über die Welt herein. Sogar über die ganze Welt - Nordkorea blieb bis zuletzt die einzige (eher kümmerliche) Ausnahme. Das weltweit vernetzte Finanzkapital ist gerade dabei, den ganzen Planeten soziologisch einzuebnen. Kein Stein bleibt auf dem anderen. |
Schon lange davor (1974) sang Wolfgang Ambros "Ned ois wos an Wert hat / muas a an Preis hom / oba moch des amoi wem kloa". In 4 Jahrzehnten ist es nicht gelungen, das den wesentlichen Entscheidungsträgern klar zu machen. Man kann darob durchaus etwas mutlos werden. Ja, sie haben sie verkauft, die Schwedenbomben, und sie haben ihn zugesperrt, den Niedermeier. |
Nebensächliche Symptome? Selber schuld? Vielleicht. Aber das sind keine Einzelfälle. Das geht jetzt seit über 20 Jahren in immer schärferem Tempo so dahin. Landschaften werden verwüstet, Straßenzüge sterben aus. Die Menschen registrieren es mit Bedauern und sind auch bald mit den ihrer Meinung nach Schuldigen zur Hand: mit den "Ausländern". |
Immer mehr alte europäische Städte verwandeln sich in Ghettomosaike, ein Erscheinungsbild das bis vor 50 Jahren nur in den neuen Siedlungsräumen Amerika und Australien anzutreffen war. Die eingesessenen Stadt- bewohner stört das natürlich, aber man verlangt ihnen Toleranz ab und warnt sie vor allzu patriotischen Gefühlen. Diese wären des Teufels und einem glücklichen Zusammenleben abträglich. |
Bei Aufkommen patriotischer Gefühle ziehe man sich lieber nach Hause zurück, setze sich still ins Winkerl und warte, bis der Anfall vorbei ist. Patriotische Gefühle gehören auf den Fußballplatz und sollen sich dort nicht auf das Land in dem man wohnt beziehen, sondern lieber auf den Fußballklub, dem man anhängt. Patriotismus im klassischen Sinne hat ausgedient und ist dem Prosperieren einer globalen Weltwirtschaft eher abträglich. |
Wir Menschen haben jetzt keine Österreicher mehr zu sein, keine Ungarn, und haben auch sonst zu nichts mehr zu gehören. Wir gehören nur noch mit Haut und Haaren den multinationalen Konzernen und wir sollen gefälligst konsumieren, nach Möglichkeit jedes Jahr um mindestens 2% mehr als im Jahr davor, auch wenn vielen der Überkonsum schon zu den Ohren herauskommt. Alles andere ist nebensächlich, wenn nicht sogar störend. |
Ethnische Spannungen in Ballungsräumen sind ein vorübergehendes Phänomen. Da müssen wir einfach durch. Irgendwann finden sich alle Ethnien vereint in der süßen Agonie der übersättigten Konsumenten wieder. Dann verbringen sie ihre immer reichlicher bemessene Freizeit Seite an Seite in Spielhallen und an Wettautomaten. Das wird dann die Schöne Neue Welt des Turbokapitalismus sein. |
Kann mir endlich jemand erklären, wie man das aufhalten kann, ohne in den Chor der Strache-Gröhler einzustimmen? Wie kommen wir Menschen endlich wieder zu unserem Recht? Wann bekommen wir endlich wieder Fahrräder, die man selbst einfach reparieren kann? Warum können wir unsere Kopfhörer nicht aufschrauben und den gerissenen Draht selbst austauschen? |
Warum darf ich plötzlich als Schwimmbad- betreiber die Dorfjugend nicht mehr gratis ins Bad lassen? Wieviel unserer Autonomie müssen wir noch abgeben? Wie lange werden wir das alles noch aushalten, ohne verrückt zu werden? Bis die Weltwirtschaft begriffen hat, dass mit Trübsinnigen keine guten Geschäfte zu machen sind? Haben wir denn nicht die Kraft, diese selbsternannte "Weltwirtschaft" endlich zum Teufel zu jagen? |
3/13 < MB 6/13 > 7/13 Thorny blossoms of globalization |