Derfn's denn des?
|
Als
ich in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 2016 (der 16. war ein
Samstag) Nachrichten hörte, hatte ich ein déjà-vu Erlebnis (eigentlich
déjà-écouté). Ich fühlte mich an eine Nachrichtensendung Ende des
Jahres 1984 erinnert. Damals kam im Radio ein Landesrat zu Wort, der in
letzter Instanz für den Bau des umstrittenen Donaukraftwerks Hainburg
entschieden hatte. Für meine Ohren war an dem Entscheid nicht zu
rütteln, sosehr ich ihn bedauerte. Gerüttelt wurde allerdings, durchaus
mit Erfolg. |
Auch
zuletzt, im vergangenen Juli, schien nicht zu rütteln zu sein an den
ersten Verlautbarungen der Putschisten in der Türkei. Das Militär hätte
die Macht übernommen, die Bevölkerung wurde aufgefordert, zu Hause zu
bleiben und Ruhe zu bewahren. Das war's dann, war man versucht zu
denken. Bis in den frühen Morgen verfolgte ich die aktuellen Meldungen.
Und bald zeichnete sich ab: das war's keineswegs, und etwas ganz
anderes folgte. |
Ein
Teil der großen türkischen Community in Wien ging noch in der Nacht auf
die Straße. Ja, derfn's denn des? So fragt sich der gelernte Wiener.
Ja, sie "derfn". Warum auch nicht? Sie hatten allen Grund dazu. Auch
Anfang 1980, als wir lauthals vor der Botschaft der UDSSR in Wien gegen
den Einmarsch in Afghanistan protestierten, waren vielleicht eine
Handvoll Afghanen unter uns. Hätten wir zum Demonstrieren nach Moskau
fahren sollen? |
7/16 < MB 9/16 > 2/17
|