Worauf kommt es an? |
Sg. Damen und Herren, in Ihrem Artikel in der jüngsten Ausgabe des Konsument (5/2024, -36-37-) kommen Sie "Unter Abwägung aller Vor- und Nachteile" zu einer - Ihrer Einschätzung nach - "neutralen Beurteilung" der neuen ID Austria, die seit Dez. 23 die SMS-TAN-basierte Handy-Signatur ablöst. Im einleitenden Absatz merken Sie immerhin an, dass "Bürger:innen ... in eine digitale Richtung gedrängt" werden. Als aufmerksamer Beobachter gesellschaftlicher Entwicklungen kann ich das "Drängen in eine digitale Richtung" nicht guten Gewissens "neutral beurteilen". |
Letzlich läuft der ständig wachsende Druck in Richtung Digitalisierung auf eine Reduzierung des Menschen auf ein isoliertes Individuum hinaus, vertraglich / juristisch / administrativ zurückgestuft auf einen Satz Fingerabdrücke, Pigmente in der Iris und/oder eine DNA-Sequenz. Damit würde man sich auf den physisch/biologischen Aspekt beschränken und das spezifisch Menschliche jeder Person, ihre soziale Rolle, außer Acht lassen. |
Natürlich ist es verständlich, dass Vertragspartner möglichst genau wissen wollen, mit wem sie es zu tun haben; wenn das aber um den Preis der Reduktion auf das rein Materielle geschieht, schüttet man das Kind mit dem Bad aus. Der Physis der jeweiligen Person kann man sich dann zwar sicher sein, der Mensch geht dabei aber leider verloren. |
Bindende Vereinbarungen können nur zustande kommen, wenn ihnen ein Mindestmaß an sinnerfassender zwischenmenschlicher Kommunikation vorausgegangen ist. Ein Mausklick reicht nicht, und auch keine Gesichtserkennung und kein Fingerabdruck. Es steht leider zu befürchten, dass mit fortschreitender Digitalisierung nur noch letztere sich durchsetzen und als allein gültiger Standard übrig bleiben werden. Dieser Verlust des Menschlichen wird ironischer Weise einer nur allzu menschlichen Neigung geschuldet sein: der Neigung des Menschen zur Faulheit. |
5/24 < MB
(4/24) > 6/24 see: Our most precious faculty (7/24, in English)
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Dieser Text entstand als Reaktion auf den Artikel 'DIGITAL ist besser?' im Konsument (5/2024, 36-37). |